Kindertagesstätte hilft einem Patenkind im fernen Städtchen Belo / Auch Geld für Aufforstungsaktion gespendet / Eheleute Raab erneut vor Ort

Von Klaus Heimer, Antananarivo

Marie-Anne, ein 13-jähriges Mädchen aus der Stadt Belo sur Tsiribihina im "Wilden Westen" der fernen Gewürzinsel Madagaskar, kann sich glücklich schätzen:
Sie hat 8000 Kilometer entfernt, genauer: in der Rheinstrasse 12 im Münchner Stadtteil Schwabing, immerhin rund 150 Freundinnen und Freunde. "Schuld" daran sind die Eheleute Anne und Erich Raab, deren Herz an der Heimat von Pfeffer, Vanille und der putzigen Lemuren hängt und die sich seit langem im 1993 gegründeten Verein "Freunde Madagaskars" in der Isar-Metropole ehrenamtlich engagieren.

Anne Raab leitet seit über 20 Jahren die städtische Kindertagesstätte in der Rheinstrasse, in der 150 Drei- bis Zehnjährige im Kindergarten und angegliederten Hort betreut werden. Pro Tag wird von der Einrichtung ein Euro für das aus ärmlichen Verhältnissen stammende Patenkind Marie-Anne auf der krisengeschüttelten Tropeninsel aufgebracht. Vor allem Naturgewalten bringen Leid und Elend über die Menschen in dem Land, das zu den zehn Ärmsten der Welt gehören soll. Im vergangenen Jahr verwüsteten zwei heftige Wirbelstürme große Teile und auch Belo sur Tsiribihina war stark betroffen.
Es gab etliche Tote, Häuser wurden zerstört, Felder überschwemmt und Ernten vernichtet. Der Münchner Verein hat mit der deutsch-madagassischen Gesellschaft spontan 1500 Euro zur Linderung der ärgsten Not bereitgestellt. Unter Aufsicht des örtlichen Projektmitarbeiters Adolphe konnte schnell und unbürokratisch geholfen werden. Darüber hinaus gibt es inzwischen 22 Paten, die madagassischen Kindern, wie Marie-Anne, Kleidung, regelmäßige und gesunde Mahlzeiten sowie Schulbildung ermöglichen. Dieser Bereich soll noch weiter ausgebaut werden. "Gesundheit, Ernährung und Bildung sind die Schwerpunkte", betonen die Eheleute Raab bei einem Fernsehinterview in der Hauptstadt Antananarivo.
Kinder der Tagesstätte hatten übrigens bereits hautnahen Kontakt mit dem madagassischen Staatspräsidenten Marc Ravalomanana, der im Januar 2003, kurz nach seinem Amtsantritt, bei einem Besuch in Deutschland, auch München besuchte und von Anne Raab und ihren Schützlingen in seinem Hotel mit fröhlichem Gesang begrüßt wurde. Diese nette Begegnung gab der Hilfsaktion weiteren Auftrieb. Ein Spendenaufruf unter dem Motto "Ein Euro pro Kind für einen Baum" erbrachte sogar 250 Euro für ein Wiederaufforstungsprojekt im fernen Madagaskar. Anne und Erich Raab, die auch der deutsch-madagassischen Gesellschaft angehören, haben das Geld jetzt mitgenommen und damit gerade mehrere hundert junge Bäumchen gekauft.
Rund 5100 Laub- und Nadelbäume wurden dieser Tage auf dem ehemals kahlen Hügel Anosivola nahe der Hauptstadt bei der sechsten Pflanzaktion der Erde zu gutem Wachstum anvertraut. Professor Dr. Andri Mahefa, Präsident der in Leipzig ansässigen Gesellschaft, informierte die Dorfbevölkerung über die nachahmenswerte Geste der Kinder in der bayrischen Landeshauptstadt und bat den einheimischen Wächter des weithin sichtbaren "Schwarzwaldes", das Gedeihen der von der Tagesstätte finanzierten Bäumchen ganz besonders im Auge zu behalten. Anne Raab wird natürlich nach der Rückkehr in Wort und Bild genauestens über die Verwendung der Spende berichten.
Frau Raab freut sich schon riesig auf den Umzug der Schwabinger Kindertagesstätte in einen benachbarten Neubau. Dieser soll als besonderen Blickfang einen exotischen Palmengarten erhalten. "Ich möchte den madagassischen Staatspräsidenten bitten, dafür einen so genannten "Baum des Reisenden", das Wahrzeichen der Insel, zu spenden." Die Leiterin ist zuversichtlich, dass Marc Ravalomanana dank sehr guter Kontakte auf der vor der Südostküste Afrikas gelegenen viertgrößten Insel der Welt diese Bitte erfüllen wird.
Die "Freunde Madagaskars" werden sich nun verstärkt in Belo sur Tsiribihina um eine Verbesserung der Ernährung der Schulkinder kümmern, nachdem bei diesen eine Zunahme von Mangelerscheinungen festgestellt wurde. Geplant ist ein Schulgarten mit angegliederter Hühnerzucht und Ananasplantage. Zudem soll für Mädchen und Jungen, die weit entfernt wohnen oder keine Familie mehr haben, ein Internat eingerichtet werden. Insbesondere die Grundschule Bemarivokely, aber auch die anderen Einrichtungen der staubigen Stadt am Delta des Tsiribihina-Flusses profitieren von dem Einsatz der Vereinsmitglieder und weiterer Förderer im fernen München.
Inzwischen konnten auch etliche Schulapotheken mit Erste-Hilfe-Material bestückt werden, ferner werden Medikamente und Hilfsmittel für die Krankenstation im Ort beschafft. Sehr gut angenommen wird das Bildungs- und Informationszentrum, das einen Beitrag zur Regionalentwicklung leistet: Erwachsenenbildung, Alphabetisierung, Familienplanung, Gesundheitsvorsorge, Unterstützung sozialer, kultureller, ökologischer und wirtschaftlicher Initiativen sind die Stichworte. Dank einer Fahrzeugspende aus "germany" sind seit einiger Zeit auch Ausflüge junger Leute möglich - sogar bis zur Hauptstadt Antananarivo.

zur Website der Städt. Kindertagesstätte an der Rheinstraße 12, München >>>>>