Biodiesel vom Ödland

Powernews.org 23.02.2005

In tropischen Ländern kann die schnell wachsende Jatropha-Pflanze mit ihren ölreichen Früchten zu einer dezentralen Kraftstoff-Versorgung beitragen. Deutsche Experten sind an Pilotprojekten in Indien und Madagaskar beteiligt.

Das deutsch-indische Pilotprojekt für eine regionale Biodiesel-Produktion aus Jatropha-Nüssen entwickelt sich nach Angaben der Universität Hohenheim viel versprechend. Bisher sei die schnell wachsende Nusspflanze auf 40 Hektar Ödland in zwei verschiedenen Klimazonen West- und Ostindiens angebaut worden, teilt das Institut für Tierproduktion in den Tropen und Subtropen mit. Nach den bisherigen Erfahrungen könne aus den Samen ein Diesel-Kraftstoff für 0,5 Euro je Liter hergestellt werden, wenn die Jahresproduktion bei 2 000 t liege. Darin seien die Kosten für die Pflege und das Pflücken der Nüsse, für das Schälen und Auspressen sowie die Verarbeitung des Öls in einer Raffinerie mit einer Tagesproduktion von 7 000 l enthalten.

Der hergestellte Standard-Biodiesel mit der Spezifikation EN 14214 weise ähnliche Eigenschaften auf wie der in Deutschland übliche Rapsmethylester, berichtet Institutsleiter Prof. Klaus Becker. „In vielen Parametern ist er sogar besser.“ So sei die Zündwilligkeit besonders günstig. Die beiden Mercedes-Diesel-Pkw, die mit dem Jatropha-Methylester (JME) zusammen 6 000 km gefahren sind, kamen bei Schadstoff-Ausstoß und Verbrauch etwa auf ähnliche oder günstigere Werte wie bei fossilem Diesel-Kraftstoff. Demnächst sollen auch Kleintransporter mit JME getestet werden.

Das Pilotprojekt in Indien wird von der DaimlerChrysler AG, der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und dem indischen Partner Council of Scientific and Industrial Research (CSIR) getragen. Während CSIR die Plantagen betreibt, das Öl gewinnt und den Biodiesel produziert, stellt der Autokonzern angepasste Fahrzeuge zur Verfügung und testet den Kraftstoff. Die Universität Hohenheim koordiniert und begleitet das Projekt wissenschaftlich.

Bisher haben die Partner insgesamt 627 000 Euro in das indische Jatropha-Projekt investiert, das von 2003 bis 2007 läuft. Nach Beckers Vorstellungen könnten künftig mehrere Kommunen einer Region die Pflanze auf einer Fläche von insgesamt 20 000 ha anbauen und verarbeiten. Das gewonnene Öl würde in einer Raffinerie mit einer Jahresproduktion von 10 000 t Biodiesel verarbeitet, die von den Kommunen gemeinsam finanziert und betrieben wird.

Ein weiteres Jatropha-Projekt bereiten die Uni Hohenheim und DaimlerChrysler derzeit auf der ostafrikanischen Inselrepublik Madagaskar vor. Dort hat die Nichtregierungs-Organisation Green Island Association in Madagaskar bereits eine Pilotfläche von 10 ha bepflanzt, weitere 14 ha und ein Versuchsbetrieb in der Nähe von Tananarivo wurden von der Regierung für einen genetischen Garten zur Verfügung gestellt. In den nächsten sieben Jahren soll eine größere Pflanzung auf 1 500 ha Ödland eingerichtet und eine kleine Biodiesel-Raffinerie mit einer Kapazität von 1 200 t gebaut werden. Madagaskar importiert derzeit jährlich knapp 1 Mio. t Diesel, die Verkaufspreise liegen bei 0,5 US-Dollar/l.

Jatropha gedeiht in tropischen Ländern selbst auf trockenem Ödland, das durch die Bepflanzung wieder für den späteren Ackerbau nutzbar wird. Die Früchte, die auch als Purgiernuss bekannt sind, werden wegen des enthaltenen giftigen Phorbolesters von Tieren nicht gefressen und haben einen Ölgehalt von 30 bis 35 %. Jatropha-Projekte für die Biodiesel-Produktion gibt es inzwischen auch in China, Ägypten und Nicaragua.

Mir freundlicher Genehmigung von
Stefan Schroeter
powernews.org
e-mail: powernews@energiemarkt.net